Ich möchte jemanden einsingen,
bei jemandem sitzen und sein.
Ich möchte dich wiegen und kleinsingen
und begleiten schlafaus und schlafein.
Ich möchte der Einzige sein im Haus,
der wüßte: die Nacht war kalt.
Und möchte horchen herein und hinaus
in dich, in die Welt, in den Wald.
Die Uhren rufen sich schlagend an,
und man sieht der Zeit auf den Grund.
Und unten geht noch ein fremder Mann
und stört einen fremden Hund.
Dahinter Stille. Ich habe groß
die Augen auf dich gelegt;
und sie halten dich sanft und lassen dich los
wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.
Rainer Maria Rilke
kaffeemäulchen - 18. Mai, 14:34
Guten Morgen. Ähm. Es ist nach 11. Aus dem Bett gepellt, es ist jeden Morgen wie eine erneute Geburt, man kommt nicht so leicht heraus. Jetzt steht fast ein Liter Earl Grey neben mir und beschwichtigt mich. Mit zwei Löffeln Kaffeesahne und braunem Zucker. Die Brötchen sind schon wieder angebrannt, die Wohnung liegt als verlassenes Schlachtfeld da. Ich habe mir elektrisch verklappbare Ohren mitgebracht und weiß jetzt nicht, wo ich die Batterien einlegen muss.
My town is beautiful.Gestern hat es das erste Mal seit Wochen wieder geregnet, entsprechend lange und auch ein bisschen wütend. Das Kissen auf dem Balkon ist durchgeweicht, in den Kerzen, im Aschenbecher steht Wasser. Ich habe die Briefe nicht abgeschickt, aber ein neues Moleskine bekommen, und köstliches Eis hatten sie auch da: White Peach, Crème Brûlee, Aprikose-Mirabelle.
Die Zeit wird knapp, I should kiss you.
kaffeemäulchen - 28. Apr, 11:19
Habe ich ein Nachtleben? Dann war ich in der vergangenen Nacht für Stunden in den blauen Gassen unterwegs, von denen ich als Kind immer träumte, Nacht für Nacht. Aus den Türschlitzen lugten Zeitungen und Dunkelheit. Die Stadt war blau, das Laternenlicht und das Kopfsteinpflaster.
Und ich habe mir alle Zähne ausgebissen.
Tagleben gefällt mir besser. Im Innenhof ist die Sonne umzingelt und gibt nach, ein Schatten flattert. Irgendsoein Strauch hat sich umgezogen und stolzt mit rosanem Kleidchen. Ich glaube, es gibt hier keine Kinder. Dafür in fast jeder Wohnung Hundestinkebeine. Der Himmel färbt sich an der Tuschkastenpalette entlang.
Die beiden aus Italien brachten mir Cafe Forte mit, und einen italienischen Espressokocher und sechsmal Moccageschirr. Wer will kommen? Auf dem Balkon haben nur drei Platz, aber wir könnten uns abwechseln.
Kater und Katze sind schon den dritten Tag fort, ich vermisse ihr maunzen, gurren und schnurren. Der Schwarze hat bei jeder Landung geklagt, zu dumm aber auch, dass er immer noch nicht fliegen kann. Sie müssen beide sehr gute Ohren haben, kaum hatten wir uns einmal in den Betten gedreht, schnüffelten und kratzen sie schon an der Tür nach Aufmerksamkeit. Nicht nach Futter, verfressen waren sie wirklich nicht. Neugierig wohl. Mehr als alle klein-frechen Jungen, die ich je getroffen habe. Mond hätte sie gemocht.
kaffeemäulchen - 22. Apr, 14:43
Alter Kamerad, bist du noch da? Hälst deine Position, und fragst nicht mehr, wofür? Und in den Nächten, machst du noch deine Lieder, frierst, sendest ins Immerschwarz und keiner geht auf Empfang? Hast du noch ihren Fisch, ihre Bücher, ihren alten Perlenmantel? Hast du ein Telefon, hat dir jemand Kuchen gebacken, kommst du je zur Ruh?
Kamerad, ich gehe auf Empfang, singst du mir dann was?
kaffeemäulchen - 20. Apr, 11:44
Finger kalt werden lassen, Finger an einer Tasse zurückwärmen, Finger wieder aus der Starre holen, Finger unter heißes Wasser stecken.
Nicht rausgehen, damit wir uns nicht über den Weg laufen. I am colorblind.
kaffeemäulchen - 19. Apr, 16:45
kaffeemäulchen - 19. Apr, 15:21
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Noch ein paar Minuten und die Kartoffeln sind gut, die Katzen warten ergeben in dieser komischen Käferstellung, sitzen auf den Beinen und können so schnell nicht aufstehen, und wenn, müssen sie erstmal einen Buckel machen und sich strecken.
Das Wetter ist brav, auf dem Balkon stehen noch die ausgelöffelten Melonenhälften, mit kleinen Stracciatellaeisflecken. Bald müssen die Kräuter jeden Tag gegossen werden. Adé.
kaffeemäulchen - 19. Apr, 13:57