So ein Tag

Montag, 8. Februar 2010

So ein Tag



Aufstehen - eine Stunde vor allen anderen. Am Fenster lehnen, sehen, wie der Tag eintrifft, wie das Licht noch etwas glimmt und wieder aufflammt.



Achtköpfige Pilzfamilie und fünf Köpfe Freunde im Haus zu einem Kochgelage mit Entrecote, griechischen Reisnudeln, Kräuterseitlingen, Rosenkohl und Möhrchen. Und an alles eine Prise Zimt.



Zur blauen Stunde im Café Klangholz, über die Zugbrücke in die Zitadelle gelangt, in ganz andere Zeiten versetzt ... Wir leben nicht alle Leben, die wir leben könnten, hat glaube ich Hilde Domin gesagt. Jamsession mit Lyra, Chrotta und fremden Instrumenten.



Ein wenig Unschärfe zulassen, den letzten Schleier nicht lüften, etwas zurückbehalten. Das ist in Ordnung.



Die Mütze macht aus ihr mal ein Pilotengesicht und mal einen Schlappohrhund. Nächsten Winter wird sie nicht mehr passen. Es ist nur eine Mütze ... und hat die Kraft, mir unentwegt ein Grinsen zu bringen.

Dienstag, 2. Februar 2010

Winter - hier und dort







Immer noch Winter. Hier wie in Maine ... jetzt heißt es, das sei der verschneiteste Winter seit 1978/1979. Ich kann mich noch daran erinnern, wie meine Eltern von diesem Winter sprachen, als wir klein waren. In der Zeit ist das Haus meiner Großeltern abgebrannt. In der Vergangenheit schieben sich die Tage, die Monate wie Spielkarten ineinander, zu einem einzigen Damals. Das beruhigt mich, wenn ich in den einzelnen Tagen über zu wenig Gehalt stolpere.
Immer wieder kommt neuer Schnee, Batti schiebt eine Kurve durch den Garten, bis zum Komposthaufen, sie wird wieder eingeschneit, Batti schiebt wieder. Ein paar Schnee-Engel liegen inzwischen übereinander begraben. Wenn wir an so einem späten Abend von Potsdam zurück fahren, kein Auto ist auf der Straße, aber eine dicke Schicht Schnee, rötliches Licht scheint matt, ist es fast greifbar - und doch aus einer anderen Zeit: Mir kommt das Bild auf, wie wir die Ski anschnallen, das Kind eingemummt auf einem großen Schlitten, und Batti fährt lautlos, ich ein bisschen ächtzend durch die Winternacht. Ein Pferdeschlitten sammelt uns auf ... Stopp! Bevor es kitschig wird. Am Ende sitzt noch Rilke persönlich auf dem Schlitten.
Wenn es das letzte Mal vor dreißig Jahren so viel und so lange Schnee gab, wird es für viele das erste und einzige Mal sein. Vielleicht. Das würde bedeuten, dass ich sechzig wäre, wenn der nächste richtig harte Winter käme. Dann falle ich wahrscheinlich ständig hin ... oder werde von den Schneebällen meiner Enkelkinder getroffen. Was wohl die Leute jetzt alle machen, das wüsste ich gern.
Ich hoffe, sie kramen ihre zweitausendteiligen Puzzles heraus, sitzen zusammen unter einer Wolldecke und lesen, oder träumen schon zärtlich von ihrem Garten, und was sie in diesem Frühjahr säen werden.
Ich habe nicht widerstehen können und erste Sämereien gekauft. Der Februar ist wunderbar geeignet für die Gartenplanung. Mir fehlt noch die richtige Anleitung, aber ich habe im Buchladen ein paar Bücher ins Auge gefasst. Und dann: Kartoffelkäfer, en garde! Mit mir nicht, ich pflanze nämlich gleich etwas anderes. Damit beharke ich dieses Jahr wirklich Neuland. Meine Eltern haben zwar seit jeher einen Garten, und wir haben da auch eimerweise Unkraut gezupft und Fallobst aufgesammelt, aber was wann gesät, gedüngt, geerntet wird, das muss ich auf eigene Faust herausfinden. Ist das ein guter Boden, genug Sonne ... Manch einer steht ja mit dem Februar wie Soulemama oder Tollipop auf Kriegsfuss, aber ich lasse mich vom dem nicht einschüchtern. So ein Mickrigmann mit nur achtundzwanzig Tagen, den nehme ich nicht die Bohne ernst. Bohnen kommen dann um die Apfelbäume, ich habe gehört, dass sie da gerne dran hoch rankeln. Ob das klappt?!




Die ersten beiden Tage nach unserem Zuhause-Urlaub haben wir überstanden, und das schön und mit gar nicht allzu wilden Kaffeemengen. Aber ein Umschwung ist es sicher. Es fehlt ein gutes Stück, wenn Batti den langen Tag nicht mit uns zusammen ist. Der leisen Wehmut entgegnen wir: In der Küche einfach mal die Sau rauslassen, mit den guten Ölkreiden malen und Kürbissuppe à la Martina Kömpel. Yumm!



Donnerstag, 21. Januar 2010

Grummelgriesgrau



Ich neige dazu, es immer wieder zu vergessen: Es sind die kleinen Dinge, die durch den Tag retten. Ein Frühstücksmuffin der nach Limette und England schmeckt, eine Viertelstunde länger Zeit zum Wachwerden, ein lieber Anruf, Fenchel, Möhren, Kokosmilch und Curry, ein sich vor Lachen ausschüttender Mini Blondie, Neuschnee, eine Geschichte zum Hineinflüchten, wenn die Tage gerade zu dicht an die zähen Wolken stoßen und es drückt.







Jeden Donnerstag kommt unsere Gemüsekiste. Es ist nicht nur bequem, die Sachen ins Haus gefahren zu bekommen, es ist wie ein Geschenk, jede Woche wieder. Ich weiß nicht, was drin sein wird, nur, dass es BIO und saisonal ist. Ab und an ist auch ein Schreckgespenst mit drin, wie zum Beispiel die Schwarzwurzeln von letzter Woche. Nicht tiefer ergründbare Kindheitserinnerungen lassen da die Alarmglocken läuten - aber die Herausforderung nehme ich an. Irgendetwas Leckeres wird sich daraus zaubern lassen. Am Ende viel Käse und Sweet Chillisauce drüber, passt.
Viel mehr als die Schwarzwurzeln fordert mich dieser Rest Januar heraus, mit drohendem Februar im Schlepptau. Es ist viel zu kalt, um lange mit Mini Blondie rauszugehen und hier drinnen fällt uns langsam nichts mehr ein gegen das Grummelgriesgrau. Ja, ich Herbstmensch sehne den Frühling herbei. Und bis dahin - was sind eure Geheimwaffen und Glücklichmacher für alle unter einem Meter?

Mittwoch, 18. November 2009

An einem Sturmtag ...



... Tulpen stecken, Gerümpel identifizieren, vom Eismeer lesen, den Knoblauch in viel Butter anschwitzen, das Feuer im Ofen nicht ausgehen lassen und Espresso trinken, schwarz und beinahe so dick wie Blut.



Alles andere geht nur unglaublich schleppend voran. Die Ordnung im Haus vorm Winter genauso wie das Shopauffüllen vor der Weihnachtszeit. Gibt es so etwas wie die große, allgemeine Novemberverpeiltheit? Nichts mag so recht gelingen. Zwar ist eine halbe Herde Dalarnas genäht, aber jedes hat so seine Macke, und wer will schon ein Pferd mit Macke kaufen. Das ist so eine seltsame Zwickmühle - perfekt und handgemacht, passt das vielleicht einfach nicht zusammen? Genug gejammert, heute geht es zu IKEA, das wird meine Laune heben.
Ein neues Coffee Cozy ist fertig geworden - aber ich weiß nicht mehr, welche Stoffe ich schon vorgewaschen habe und welche nicht. Was das Coffee Cozys in den Shop stellen auch wieder schwer macht, denn waschbar sollten sie ja schon sein und nicht einlaufen. Nicht dass gerade Waschwetter wäre. Also nochmal von vorn. Alle Maschinen an und Bügeln mit Geduld und Spucke. Kaffiwetter ist zum Glück immer.

Freitag, 13. November 2009

Übermorgenglück



Wo steht die Rezeptur für einen gelungenen Tag? In welchem Fach des großen Vorratsschranks steht die Nachfüllpackung Frieden? Und warum glitzert es nicht jeden Tag?
Heute war alles und ein bisschen mehr bei uns. Vielleicht hing eine ungewöhnlich zufriedene Wolke an unserem Dach fest, vielleicht hielt der Kranich am Morgen auf dem Nachbarsdach den Haussegen im Lot ...
Lag es am Spaziergang zu den Schafen, noch vor dem Frühstück ... dem Blätter schaufeln, Kürbis hacken, Espresso kochen, den gefühlten über 50% des Tages im Nähzimmer ... an einem glücklich-verschmitztem Mini Blondie, die mir den Tag lang so viele Dinge erzählt mit so viel Schalk im Nacken ...





Lag es an der Musik, die sich Übermorgenglück selbst nennt? Oder an dem Licht des Adventssterns, der hier schon aufgegangen ist und sich gar nicht ziert, im November zu leuchten.
Es bleibt ein Geheimnis. So wie der Maulwurf, den ich bei den Nachbarn auf der Wiese entdeckt habe. Wie wild hat er gewunken. Juhuu, ich bin bald bei euch. Nach so einem Tag will ich mit Betthupferl und vor Mitternacht schlafen gehen. Und wer weiß, wenn ich lange genug Zähne putze und die Betten gut aufschüttel, kommt in der Nacht der nächste Schnee.

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